“The world is a dangerous place to live in; not because of the people who are evil, but because of the people who don’t do anything about it.”
(Albert Einstein – refugee from Nazi Germany)

Thursday, August 1, 2013

Donauknie: ich schleiche mich entlang dem Ufer weg



Donauknie 2013(1)

Ein Photo aus der Vorkriegszeit, im Gedenkmuseum von Auschwitz-Birkenau. Eine ungarische Jüdin sonnt sich im Kreise ihren Lieben, am Donauknie. Schönes Bild, starke Frau mit ihrem Man und ihrem kleinen Kind.


Auf dem anderen Bild daneben, die gleiche Frau, nach der Befreiung aus dem Todeslager. Sie ist nackt, bis auf die Knochen abgemagert, mit riesigen, leeren Augen schaut sie in die Kamera.

Friedliche Atmosphäre knapp siebzig Jahren später, auch am Donauknie, an dem Flusslängen-km-Stein Nr. 1689, auf dem linken Ufer der Donau. Über den Fluss blickend, wird die Silhouette der Zitadelle von Visegrád, daneben der Aussichtsturm von Nagyvillám sichtbar.

Auf dem linken Ufer, bei Kismaros, sieht man noch einigen muskulösen Teilnehmer der vor kurzem hier stattgefundenen rechtsextremistischen Veranstaltung "Magyar Sziget". Der eine zeigt seinen Kumpanen stolz auf die Hände tätowierte SS-Zeichen, der andere trägt ein T-Shirt mit einem Hakenkreuz markierter, landender Luftwaffenmaschine. Leute, die mit Fahrräder ankommen, schauen sich um, sehen die Neonazis, schütteln den Kopf und gehen ins Wasser!

Das ist ein Skandal! - sagte ich und schlich mich entlang dem Ufer weg!

An dem schwimmenden Bootsteig wiegen sich Boote, in Wert von Millionen. Hier "Viktoria" und "Lucius", dort "Feuersturm". Auf der Terrasse des einen Hauses weht die Reichsflagge (Die Árpád-Streifen gehören hier schon zur Grundausstattung). Auf den Eingang zum Wasserhäuschen: "Arbeit macht frei!" - genau wie über dem Tor in Auschwitz!

Dies ist eine schmerzhafte Erinnerung an den Holocaust, an den sechsmillionenfachen  Mord! Diese Schrift ist kein verbotenes Symbol der gewalttätigen Unterdrückung, wie der rote Stern und Sichel und Hammer! Laut Grundgesetz § IX. "Die Ausübung der Meinungsfreiheit darf sich nicht gegen die Würde der ungarische Nation, nationale, ethnische, rassische, oder religiöse Gemeinschaften richten. Zu diesen Gemeinschaften gehörende Personen sind berechtigt, ihre Ansprüche wegen der Verletzung ihrer Menschenwürde vor Gericht geltend machen."

Diese, auf ihre deutschstämmigen Bürger so stolze Gemeinde konnte ja ihre Rechte nutzen!

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Quellen:  
(1) Übersetzung: Katalin Rostás. Originaltext auf Ungarisch: Duna-kanyar 2013, Népszava, 2013. július 31. 06:15 http://www.nepszava.hu/articles/article.php?id=666047

Die Reaktion eines ungarischen Bloggers auf diese Artikel: "Warum ausgerechnet ich?" http://evitae.wordpress.com/2013/08/02/miert-pont-en/ Eine Passage dieses Beitrages in deutscher Übersetzung:
„Diese, auf ihre deutschstämmigen Bürger so stolze Gemeinde konnte ja ihre Rechte nutzen!“– na ja. Fassen wir es an und schleppt es ab! Handeln? Warum ausgerechn et ich? Gefälligst eine andere. Nachdem ich hervorragend wegschlich, schreibe ich das alles schön auf (ganz besonders wenn ich dafür auch noch bezahlt werde); ich mache schöne Vorwürfe an andere – irgum-burgum!; ich folge den Rat des israelischen Botschafters Ilan Mor und erkläre: „genug ist genug!“. Damit habe ich mein bestes gegeben, ich wasche meine Hände in Unschuld, und grüß Gott.
Foto: http://hungarianspectrum.wordpress.com/2011/08/11/a-hungarian-nazi-group-the-army-of-outlaws-betyarsereg/
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