“The world is a dangerous place to live in; not because of the people who are evil, but because of the people who don’t do anything about it.”
(Albert Einstein – refugee from Nazi Germany)

Thursday, January 14, 2010

Völkische Publizistik in Ungarn


14.01.2010, Karl Pfeifer(1)

Immer wieder werden Konsumenten der Mainstream-Medien überrascht mit einer krassen Nachricht. Dann fragen sie, kommt das aus dem blauen Himmel oder gab es schon Vorzeichen. Die hat es natürlich gegeben, aber da gibt es verschiedene Bedenken in unseren Medien, solche Meldungen zu veröffentlichen, schlussendlich will man es sich nicht verderben mit der zukünftigen Regierung unseres Nachbarlandes und völkische Publizistik gibt es doch auch bei uns.

Doch zum Glück gibt es das Internet und da können die Leser solche Meldungen als Warnung lesen, was kommen kann, wenn in unserem Nachbarland die völkisch-nationale Opposition zur Macht kommt.

Bei den Wahlen im April - so die Meinungsforscher - soll der von Viktor Orbán geführte rechte Block siegen und György Vámos schreibt für die Fidesz-nahe Tageszeitung "Magyar Hirlap", in der in letzter Zeit einige antisemitische Artikel publiziert wurden. Am 8. Januar 2010 publizierte er dort den externer LinkArtikel "Bald ist hier der Tag der Urteilsvollstreckung", aus dem ich einiges übersetze und kommentiere, damit auch deutschsprachige Leser erfahren, welcher Stil im sich "konservativ" nennenden Lager gepflegt wird.

"In weniger als einhundert Tagen werden wir wählen. Leben oder Tod? Das ist hier die Frage! Weil wir müssen nun mit einem echten Systemwechsel beginnen, wir dürfen gar nichts weiterbringen aus der Praxis der vergangenen zwanzig Jahre. Bislang haben wir zweimal die Gelegenheit versäumt. Das erste Mal zwischen 1990 und 1994 [als eine rechtskonservative Koalition unter József Antall regierte, K.P.] und dann aber zwischen 1998 und 2002 [als eine rechte Koalition unter Viktor Orbán regierte, K.P.]. In beiden Perioden hätten wir abrechnen können mit den auf unseren Hälsen sitzenden Oligarchen, mit der kommunistischen Vergangenheit und mit der alles durchdringenden und alles umspannenden AVO [politische Polizei vor 1956], beziehungsweise deren späteren Formen, die sich in den heutigen Geheimdienst hereingedrängt haben."

Das ist echte Dreistigkeit, denn erst unlängst veröffentlichte das Wiener katholische Monatsmagazin "Kirche in" eine [nicht vollständige, KP] lange Liste von Fideszpolitikern, die Kommunisten waren.

"Doch sollten wir auch nicht die Medien vergessen, die seither eine antinationale Kampagne gegen das Gesamtungarntum führen." Und er nennt die linke Tageszeitung "Népszava" und die Sonntagszeitung "Vasárnapi Hirek", "diese Zeitungen, die wir bestrafen müssen".

Als erstes möchte er "diese entnationalisierten Figuren" zwingen, ein Lied über "unseren Vater Árpád" [heidnischer Führer der Ungarn, bevor sie das Christentum annahmen] zu singen und dazu müssten ein paar Personen, die Vámos beschuldigt, über das Christentum Witze gemacht zu haben, die Musik liefern.

"Natürlich können wir uns damit nicht zufrieden geben". Und es folgen krause Beschuldigungen über das Finanzgebaren der Wirtschaftspolitiker und er fordert, sie müssen "das geraubte Nationalvermögen" zurückgeben. "Mehr als zwei Millionen Forint (7400 Euro) Schulden belasten jeden ungarischen Staatsbürger. Sagen wir es endlich, dass diejenigen die Schulden bezahlen, die sie gemacht haben!"

"Meine Mitbürger, stellen Sie sich vor, was wäre, wenn vor den verschwenderischen Palästen der Andrássy-Straße jeweils auf einem Baum hängend wie im Mittelalter die Ausräuber des Landes in einem Schandkorb schaukeln würden?" Und er nennt die Namen derer, die er so hängen sehen möchte.

"Doch das ist nur die eine Seite der Andrássy Straße. Auf der anderen Seite muss die Beschämung auf die Menge von sozlib [sozialliberalen, K.P.] Medienmitarbeitern warten. Avar, Dési, Vágó, Bolgár, Bánó, Péter Németh, Andrassew, [Peter] Esterházy, Bitó, Mátyás Vincze und vor allem der Blogschreiber Zsolt Gréczy. Sie verspotten ständig die ungarische Nation."

Doch der aus dem Nichts aufgetauchte Vámos begnügt sich nicht mit ungarischen Staatsbürgern, die er öffentlich beschämt sehen möchte. "Natürlich müssten wir einen Platz pressen für Paul Lendvai als einem der höchsten Mitglieder des Chors, unter anderem wurden wir wegen ihm zum bedauerten kleinen Staat, und natürlich ist auch Platz für [die Soziologin, K.P.] Mária Vásárhelyi in einem Korb, die an der Spitze der intellektuellen Verräter steht."

Dann nennt er die Medien, die keine Unterstützung mehr bekommen und die Fernsehanstalten, die verboten werden müssten.

"Nur eine einzige Frage lässt mich nicht ruhen: Weshalb haben wir zwanzig Jahre gewartet, da wir vom Anfang an wussten, dass diese Übeltäter sich unter uns befinden. Hier haben sie zwei Jahrzehnte gegen uns Krieg geführt, scheinbar ohne Waffen. Aber der geborene ungarische Rechtsstaat wird einen Gegenangriff beginnen! Nicht irgendeinen!"

György Vámos ist ein Bedarfsournalist oder wie man es in Ungarn sagen würde ein Konjukturritter, der einmal links und ein andermal rechts schreibt. Jetzt schreibt er rechts, sehr rechts.
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(1) Original: http://www.redok.de/content/view/1628/36/

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